David Wonschewski | Musikjournalist & Schriftsteller

Melancholisch-sarkastische Literatur für Schwarzhumoriker, Musikenthusiasten und andere glückliche Menschen.

Die faszinierende Geschichte hinter dem Mega-Hit, Teil 8. Heute: Don McLean – „American Pie“ (1971)

von David Wonschewski

Schon gewusst?

Nach Aussage von Don McLean wurde er zu diesem Song durch den Tod von Buddy Holly inspiriert. Die markante Zeile „The Day The Music Died“ weist bis heute darauf hin und gemeint ist der 3. Februar 1959, als Buddy Holly, Ritchie Valens und The Big Bopper bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. McLean ging es dabei darum zu schildern, wie das unschuldige Leben der 50er Jahre mit den 60ern in eine eher düstere und gewalttätige Epoche überging, sei es in der Musik oder gesamtgesellschaftlich.  McLean arbeite zu der Zeit, als Buddy Holly starb, im Übrigen als Zeitungsjunge und las von dem Absturz während eben just dieser Tätigkeit.

Der Song machte McLean sehr schnell berühmt, was für ihn jedoch alles andere als angenehm war, hatte er doch seit früher Jugend eine Tendenz zu Depressionen, was sich durch den frühen Tod seines Vaters und eine gescheiterte Ehe noch verstärkte. Ihm ging es also ziemlich schlecht, als er den Song aufnahm – und als die Nummer ein Hit wurde, gelang es ihm nur mit Mühe ins immense Rampenlicht zu klettern, das von nun an direkt auf ihn gerichtet war. Er selber hat Jahre später angegeben, dass er sich in jenen erfolgreichen Tagen sehr ferngesteuert gefühlt hat, fast blind. Das ganze Getöse bedeutete ihm nichts, ja machte ihn kein Stück stärker oder glücklicher. Die Situation war für ihn derart schwierig, dass er an den meisten Tagen Mühe hatte überhaupt noch aufzustehen.


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Wenn der depressive Musikredakteur den selbstverliebten Radiomoderator erschlagen möchte.

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Die Zeile „I met a girl who sang the blues and I asked her for some happy news, but she just smiled and turned away“ ist Janis Joplin gewidmet, die 1970 an einer Überdosis Drogen starb.

Mit einer Spieldauer von 8:33 Minuten ist das Lied der längste Song, der es in den USA je auf Platz 1 der Charts schaffte.  Die Single musste sogar getrennt werden, weil in den guten alten Zeiten nicht alles auf die A-Seite passte. Man musste die Platte also mitten im Song umdrehen, um das Stück in Gänze hören zu können. Nicht wenige Stimmen meinen, dass auch gerade dieser Überlänge den Song zu einem Hit hat werden zu lassen. Radio-DJs bedienten sich nämlich bei der zugehörigen Langspielplatte, so dass sie nicht mittendrin umdrehen mussten – und hatten so die Möglichkeit für eine längere Zigarettenpause aus dem Radiostudio zu verschwinden. Wenn ein Moderator also eine Pause brauchte – wurde mit Vorliebe McLean aufgelegt.

In den 80er Jahren wurde McLean zum gefühlt tausendsten Male gefragt, was dieser Song ihm speziell bedeute. Der immer gleichen Journalistenfragen überdrüssig antwortete er einfach: „Wissen Sie, was der Song mir wirklich bedeutet? Er bedeutet, dass ich nie wieder in meinem Leben arbeiten muss!.“

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Kansas – „Dust in the Wind“. Und zwar: HIER.

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David Wonschewski, Jahrgang 1977, wuchs im Münsterland auf und ist seit 25 Jahren als Kulturjournalist für Radio, Print & Online tätig. Als leitender Redakteur gestaltete er viele Jahre das musikalische Programm landesweiter Stationen, führte Interviews mit internationalen Künstlern (Cliff Richard, Joe Cocker, Pet Shop Boys, Take That, Paul Young) verfasste knapp 450 Musikrezensionen sowie PR-Texte für u.a. Reinhard Mey. Er saß von 2013 bis 2015 in der Jury der renommierten Liederbestenliste, ist Mitbegründer der noch immer existenten Liederatur-Bühne „Geschmacksverstärker“ im Zebrano-Theater Berlin. Sein von der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft empfohlener Debütroman „Schwarzer Frost“ brachte ihm 2013 erste Vergleiche mit Autorengrößen wie David Foster Wallace, Bret Easton Ellis oder eben Thomas Bernhard ein.

5 Kommentare zu “Die faszinierende Geschichte hinter dem Mega-Hit, Teil 8. Heute: Don McLean – „American Pie“ (1971)

  1. davidwonschewski
    10. April 2015

    Ja, Madonna…ist halt Madonna…nicht so bekannt, aber auch toll von McLean: „Empty Chairs“.

  2. Maccabros
    10. April 2015

    ein wundervolles Lied, ebenso wie sein „Vincent“ oder die Version von Crying – absolut unterirdisch ist American Pie von „Madonna“…

  3. Die Kleinigkeitskrämerin
    20. März 2015

    Wenn man aus Milch „fromage blanc“ machen möchte, bestimmt.

  4. davidwonschewski
    20. März 2015

    Ohrenschmaus also nicht?;-)

  5. Die Kleinigkeitskrämerin
    20. März 2015

    Ich kann’s fast durchgehend auswendig mitsingen. Im Stadtverkehr für Zuschauer natürlich ein Augenschmaus. 🙂

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