Suizid war gestern. Von einem, der sich erst all seiner Möbel, dann seines Ich-besoffenen Lebens entledigte. / Auszug aus dem Roman “Blaues Blut” von David Wonschewski
Möbel sind keine mehr in der kleinen Wohnung, Frankenfelder hat sie allesamt entfernt. Stück für Stück, eines nach dem anderen. Geblieben sind ihm nur die Wände, die ihn umgeben, ein Fußboden, der ihn hält, eine Zimmerdecke, die ihn zu zermalmen trachtet, sowie Fenster und Tür, die ihm ein Draußen vorgaukeln, an das er längst nicht mehr glaubt. Nicht zu vergessen die Matratze. Natürlich die Matratze. Sein letzter Besitz.
Er hat mir zu erklären versucht, warum er nicht mehr leben konnte und nicht mehr leben wollte mit Möbeln in seiner Wohnung.
Verstanden habe ich es nicht.
Eine verlorene Frau. Kurzgeschichte: David Wonschewski – “Sommerromanze”
Und so habe ich dich am Regal stehen sehen, dort in der Bibliothek. Und bereits aus der Ferne nicht nur dich, sondern auch deine Scham und deinen Ekel vor dir selbst entdeckt, wie sie beide mit dir an diesem Regal standen, dich an Größe weit überragten und dich offensichtlich sogar zwangen in diesen fürchterlichen Pullover mit den überlangen Ärmeln zu schlüpfen, deine schönen langen braunen Haare zu vernachlässigen und zu einer Schattenfrau zu werden.
Alles sprach gegen dich in jenem Moment. Alles. Am allerlautesten aber: du selbst.
Ein Suizid, der keiner ist. Video: David Wonschewski – “Der Tag, an dem ich mir selbst den Garaus machen wollte”
Video & Kurzgeschichte über einen Suizid, der so nicht geplant war.
5 von 5 Punkten: Todessehnsucht, die im Raume steht. Literaturrezension zu David Wonschewski – “Zerteiltes Leid”
Ich habe eine Schwäche für solche Bücher, in die man eintauchen kann, die man atmet und die einem etwas zum Nachdenken mitgeben. An manchen Stellen muss man schlucken, ob der Charakterisierung der Hauptfigur. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass es im echten Leben solche Figuren wirklich gibt und diese auch so handeln, wie in diesem Roman beschrieben. David Wonschewski nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und offenbart schonungslos die Gedankenwelt von Janusz Jaroncek. Damit muss man als Leser umgehen können. Hat man danach mehr Nachsicht mit Stalkern? Ich meine nicht, aber man kann sich besser in sie hinein versetzen.
Rückblick: Depressionen sind nicht zwecklos. / David Wonschewski im Interview.
Die heiteren Themen sind seine Sache nicht: Der Musikjournalist David Wonschewski verhandelte in seinem Debütroman „Schwarzer Frost“ Depression, Misanthropie und Selbstmord. “Geliebter Schmerz” setzte sich in Kurzgeschichten mit Themen wie … Weiterlesen
Kafkas Beklemmung, Poes Schaudern – und das Ganze hoch zehn. Soeben ausgelesen: Sadegh Hedayat – “Die blinde Eule” (1936)
von David Wonschewski Vorabfazit: 4 von 5 Sternen Selten einen so düsteren Text gelesen. Selten so viel Todessehnsucht und Abkehr vom Leben, Ekel vor Liebe auf derart engem Raum erspürt … Weiterlesen
Fürs Muttersein gibt es keinen Nachholtermin. Soeben ausgelesen: David Grossman – “Was Nina wusste” (2020)
von David Wonschewski Vorabfazit: 4 von 5 Sternen Wie jede Meinung, so beruht selbstverständlich auch meine auf subjektiver, irgendwann dann vielleicht gar selektiver Wahrnehmung. Aber was soll ich machen, diese … Weiterlesen
Ein manisch-depressiver Hauch. Auszug aus dem Manuskript zum neuen Roman von David Wonschewski / VÖ: Ende 2021
Mehr zum bald erscheinenden neuen, mittlerweile dritten Roman von David Wonschewski: HIER. “Keine Suizide mehr” – ein weiterer Auszug aus dem neuen Manuskript: HIER. Du liebst die Nacht. Nicht der … Weiterlesen