Als ich 1999 auf eigene Faust durch Israel & Palästina reiste, da erlebte ich, tja: allerhand. Das meiste davon habe ich bis heute nicht vergessen, es hat sich mir regelrecht eingebrannt. Sehr schön die Geschichte, wie ich dort beinahe erschossen worden wäre. Oder das mit dem lobpreisenden Namen, den mir arabische Kinder hinterherriefen. Ach, es waren beschwingte Tage, damals, in Ramallah und Nablus. Manche Leute meinen, “Nazis in Nahost” sei meine beste Geschichte. Andere sagen, es wäre die einzige gute. Ha. Stehe ich drüber. Vermutlich, weil es mehr Erinnerung als Geschichte ist. Und wenn man erst einmal von der denkbar falschesten Seite in eine Waffe hineingeschaut hat, na ja, dann relativiert sich später vieles, vor allem das mit den erlittenen Kränkungen. Ich Held, ich.
Angst, soviel darf ich “spoilern”, ist nie ein guter Grund für Freundschaften, das lernte ich damals. Seit einigen Tagen, seit die Hamas in Israel einfiel, weiß ich aber noch mehr: Auch Empathie muss ihre Grenzen haben, Freundschaft ist nur etwas wert, wenn sie auch kündbar ist.
Wer die 11 Minuten von mir selbst vorgekaut hören will, da unten klicken.
Entnommen der CD „Das Seufzen und das Schweben“. Zu finden auch im Buch / Erzählband „Geliebter Schmerz. Melancholien.“
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David Wonschewski, Jahrgang 1977, wuchs im Münsterland auf und ist seit 25 Jahren als Kulturjournalist für Radio, Print & Online tätig. Als leitender Redakteur gestaltete er viele Jahre das musikalische Programm landesweiter Stationen, führte Interviews mit internationalen Künstlern (Cliff Richard, Joe Cocker, Pet Shop Boys, Take That, Paul Young) verfasste knapp 450 Musikrezensionen sowie PR-Texte für u.a. Reinhard Mey. Er saß von 2013 bis 2015 in der Jury der renommierten Liederbestenliste, ist Mitbegründer der noch immer existenten Liederatur-Bühne „Geschmacksverstärker“ im Zebrano-Theater Berlin. Sein von der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft empfohlener Debütroman „Schwarzer Frost“ brachte ihm 2013 erste Vergleiche mit Autorengrößen wie David Foster Wallace, Bret Easton Ellis oder eben Thomas Bernhard ein.
Gut erfunden oder echt erlebt? Heftig in jedem Fall, denn ich durfte auch einmal am eisernen Vorhang den Reinigungsstand einer Mündung ausgiebig inspizieren und vergesse es bis heute nicht – allein die Vorstellung reicht für kalten Schauer! Klar, da handelt es sich nur um eine winzige Facette der Erzählung, die erstaunlicherweise den Argusaugen der interdisziplinären Geschichtenkorridorkontrollinstanz bis jetzt entgangen zu sein scheint …
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Das möchte ich aber mal sehen. Sollte es klappen, dann sollte man allen Religionen ihre dogmatischen Bücher wegnehmen.
Der Jihad zwischen den Palästinensern und den Juden, wird fälschlicherweise als (Nah-Ost) Konflikt bezeichnet. Es handelt sich aber um einen Krieg, einen Jihad, der nun schon seit 1948 andauert. Es ist deshalb unverständlich, dass der Westen nach mehr als 70 Jahren Jihad immer noch versucht mit einer Appeasement-Politik den Jihad zu beenden.
Der Koran und seine Bedeutung für den Jihad gegen die Juden, wird im Diskurs so gut wie nie angesprochen, dabei ist der Koran Ursache und Lösung zugleich. Nehmt den Muslimen den Koran weg und tausende Probleme lösen sich in Luft auf.