Schon gewusst?
Die Urspungsversion dieses später auch von den Fugees gecoverten Klassikers geht zurück auf das Jahr 1972, als die beiden Songwriter Charles Fox und Norman Gimbel das Lied für die Singer/Songwritern Lori Lieberman komponierten. Lieberman selbst hatte kurz zuvor ein Konzert des Singer/Songwriters Don McLean (“American Pie”, “Vincent”) in Los Angeles besucht und war vor allem von seiner Darbietung des melancholischen Songs “Empty Chairs” derart berührt gewesen, dass sie Fox und Gimbel davon erzählt hatte. Beide waren gerade eh dabei gewesen einige Tracks für ihr neues Album zu schreiben und hatten bereits an einer Nummer namens “Killing Me Softly (with his Song)” gewerkelt, in den sie diese persönliche Erfahrung ihrer Auftraggeberin nun nur zu gerne integrierten.
Lori Lieberman war es jedoch nie vergönnt mit diesem Song einen nennenswerten Erfolg einzufahren, so dass die bis heute bekannteste Version von “Killing Me Softly” definitiv die soulige Ballade von Roberta Flack ist. Die farbige Sängerin befand sich kurz nachdem Lieberman ihr Lied veröffentlicht hatte auf einem Flug von Los Angeles nach New York und durchblätterte diverse Magazine, um zu sehen, ob jemand eine Story über sie gebracht hatte. Als sie nichts über sich fand blieb sie an einem Bericht über Lori Lieberman hängen und fragte sich, was diese Sängerin wohl habe, was ihr selbst fehlt und warum über diese unbekannte Person berichtet wird und über sie selbst eben nicht. Der Zufall wollte es, dass sie “Killing Me Softly” noch während des Flugs an Bord zu hören bekam, begeistert war und sofort beschloss, die Nummer ebenfalls aufzunehmen. Kaum in New York angekommen setzte sie ihren Plan auch sogleich in die Tat um, fand jedoch, dass die Komposition zwar gut, aber noch nicht ganz ausgereift war. Eigenhändig veränderte sie daher einige wenige Noten und schuf erst dadurch jenen Welthit, der bis heute auf keinem Kuscheltape fehlen darf.
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Auch Don McLean erfuhr erst durch den Erfolg von Roberta Flack von dieser textlichen Ehrung, als ihn ein Freund anrief und ihm mitteilte, dass der Song, der da gerade auf Platz 1 der amerikanischen Charts geschossen war, nicht von irgendeinem verflossenen Liebhaber handelte – sondern von ihm.
Die Sängerin Colbie Caillat sollte viele Jahre später im Übrigen erst durch dieses Lied und als gerade einmal 11-jährige den Entschluss fassen ebenfalls Singer/Songwriterin zu werden.
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David Wonschewski, Jahrgang 1977, wuchs im Münsterland auf und ist seit 25 Jahren als Kulturjournalist für Radio, Print & Online tätig. Als leitender Redakteur gestaltete er viele Jahre das musikalische Programm landesweiter Stationen, führte Interviews mit internationalen Künstlern (Cliff Richard, Joe Cocker, Pet Shop Boys, Take That, Paul Young) verfasste knapp 450 Musikrezensionen sowie PR-Texte für u.a. Reinhard Mey. Er saß von 2013 bis 2015 in der Jury der renommierten Liederbestenliste, ist Mitbegründer der noch immer existenten Liederatur-Bühne „Geschmacksverstärker“ im Zebrano-Theater Berlin. Sein von der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft empfohlener Debütroman „Schwarzer Frost“ brachte ihm 2013 erste Vergleiche mit Autorengrößen wie David Foster Wallace, Bret Easton Ellis oder eben Thomas Bernhard ein.
Nun, die Qualität ist auch nach hundert Jahren noch gut… 😉🎸👍
Guter Hinweis eigentlich. Ich weiß zwar, dass es das Original gibt, aber als ich das hören wollte war das Internet noch nicht so weit…und dann habe ich es hundert Jahre vergessen, das mal nachzujutuben oder nachzuspottefeien….sollte ich mal nachholen…
Diese Version ist nicht schlecht, aber das original ist besser…