David Wonschewski | Musikjournalist & Schriftsteller

Melancholisch-sarkastische Literatur für Schwarzhumoriker, Musikenthusiasten und andere glückliche Menschen.

Ziemlich beste Freunde. Oder: Und, was lest ihr gerade so? 12. Januar 2021

Liebe Freunde des geschriebenen Wortes,

auf diesem Wege wollte ich euch nur flugs von zwei Neuheiten in meinem Leben berichten:

a) Ja, ich habe einen neuen Bürostuhl, von mir zärtlich auf den Namen „Ziemlich beste Freunde“ getauft

b) Ja, ich habe auch einen neuen Gesichtsausdruck, von mir „ich raffe nichts und habe nur noch 480 Seiten vor mir das zu ändern“-Visage getauft

Ihr seht, ich komme aus dem christianisieren gar nicht mehr raus. Apropos, was Dietmar Dath seinen nur noch semi-animalischen Protagonisten in seinem orwell-dick-adams-haften SciFi-Wahnsinn „Die Abschaffung der Arten“ für Namen gibt ist eine reine Freude: Elektrizitas Pulsipher, Veloursass Votiv, hach, es nimmt kein Ende. An der Stelle, die mir einensolch latent ratlosen Gesichtsausdruck ins Gesicht schiefert, sitzt ein Quasi-Wolf mit seinen Menschenhänden in einer Bar, der Barkeeper, Manifestation eines Frosches, gibt ihm einen Whiskey, der mit dem Wolf daraufhin das Quatschen anfängt. Also nicht der Frosch, das wäre ja unrealisitsch, neheiin, der Whiskey quatscht, logisch. Okay, klingt nach einer veritablen Säuferstory, wer schon einmal einsam an einer abgespackten Theke abgehangen hat weiß, dass das ziemlich schnell geht, dass man in sein Getränk reinzusabbeln beginnt und dieses ab einer bestimmten Promillezahl netterweise auch zu antworten beginnt. Hier aber liegt das daran, dass der Whiskey mal ein Fuchs war, der kein Fuchs mehr sein wollte, da ihn die Kausalität der Existenz abschreckte. Eben weil die Kausalität, ohne die ein-identitäre Lebewesen nicht sein können, letztlich nichts anderes ist als der grau-öde Mörtel des Universums… Also sage nicht ich, sagt nicht der Quasi-Wolf, sagt die Flüssigkeit. Und wer will ihm, also ihr da, ehm, also, widersprechen.

Ob die „Abschaffung der Arten“ auch so etwas wie eine nachvollziehbare Handlung hat und ob der Roman seine Buchpreisnominierung 2008 (war auf der sogenannten „Shortlist“) im Bingo gewonnen hat, ich werde es euch bald mitteilen. Vorausgesetzt Dietmar Dath lässt mir nach der 550 Seiten Lektüre noch ein wenig Gehirn im Köcher.

Und, was lest ihr gerade so?

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 5. Mai 2021 von in Nachrichten und getaggt mit , , , , .

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