David Wonschewski | Schriftsteller

Kulturjournalist – Romancier – bipolarer Bedenkenträger

A whop da bi looba a whop bam boo. Oder: Und, was müsstwollt ihr gerade noch so lesen? 22. Februar 2021

Ich kann mir all diese trendigen Digitalweltabkürzungen zwar merken, aber vergesse jedes Mal, was genau da im Wortlaut hintersteckt. Sehr beliebt unter Literaturdrogisten ist “SuB”. Klingt nach einem Begriff aus dem Bereich SM (was wiederum eine Abkürzung aus der prä-digitalen Welt ist), soll aber wohl irgendwie die Bücher bezeichnen, die man schon erworben, aber noch nicht gelesen hat. Hm. “Ssssammlung sich in einem Zustand der Uuuunzurechnungsfähigkeit zugelegter Bbbbestseller” vielleicht? Wie dem auch sei, im Bild zu sehen mein aktueller SuB-di-Bub. A whop da bi looba a whop bam boo. Für den Tolstoi habe ich bei meinem Arbeitgeber übrigens ein Sabbatical beantragt. Und ja, ich bin voll das Opfer, leide lustvoll unter der Knute herrischer “Lies das, du geistig minderbemittelter Pimpf!”-Verlage. Was nun den Kreis vom modernen SuB zum prä-digitalen Sub gar herrlich schließt. Ich glaube nicht an Wortunfälle, dieser Gleichklang kann kein Zufall sein.

Doch schlägt auch in mir das Herz eines Freiheitskämpfers und daher habe ich eine Frage an die richtig versauten Szene-Freaks: Kennt ihr irgendwelche Self-Publisher-Werke, auf die man ja sonst nicht so stößt, die ihr mir empfehlen könntet? Sehr bald lese ich “Daddy, ich schreibe dir…” der Leipziger Leid- und Narbenspezialistin Jessica-Anna Lutz. Aber dann ist erst mal wieder Ebbe im “ich bin einer, der auch mal links und rechts der Hauptstraße wühlt”-Köcher. Ich danke euch vielmals für sachdienliche Hinweise, die zu einer späteren Verhaftung führen könnten. Man ist ja schließlich nicht auf der Welt, um sich nicht auch vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Man liest ja nicht Indie, damit es die Schwiegermama erfreut. Ts. Wo kämen wir da hin, wenn wir irgendwo hin kämen?

Kommt gut durch die Woche, es grüßt – ich.

3 Kommentare zu “A whop da bi looba a whop bam boo. Oder: Und, was müsstwollt ihr gerade noch so lesen? 22. Februar 2021

  1. Sybille Lengauer
    22. Februar 2021

    Kenne leider noch zu wenig Self Publisher, um etwas empfehlen zu können. Lese gerade “Das Herz der Finsternis” – das ist etwas zu alt, um ein neuer, heißer Tipp zu sein.

  2. davidwonschewski
    22. Februar 2021

    Da vermag ich nichts Gegenteiliges zu zu sagen. Geht der Musikbranche ja nicht anders, hach, erinnern wir uns noch an jene Zeiten als LP-Cover ein eigenes Kunstgenre waren? Vinyl kommt zwar gerade zurück, aber den zustand von Grafikkunst erreichen wir wohl nicht mehr. Gut, jetzt kann man bei den Büchern auch noch auf den Unterschied zwischen Taschenbuch und Hardcover aufmerksam machen und darauf, dass ich z.B. das Cover des ausgerechnet schlechtesten Buches – “Camel Travel” – enorm gelungen finde, aber sei es drum. Ich habe dunkelbraune Regal, optisch perfekt machen sich dadrin nur meine Biblia Hebraica, die Luther-Bibel, der Koran, der Talmud und Cäsars Gallischer Krieg. Güldene Lettern auf dunklem Schweinsleder (oder so).

  3. Bludgeon
    22. Februar 2021

    Der Buchschmuck ist echt in der Krise – lehrt dein Foto oben. Da muss es schon echtes Interesse sein, so einen blassen Haufen Papier zu ziehen und lesen zu wollen.
    Was lob ich mir die antiquarischen Buchrückenreihen around 1900! Leder, Goldschrift, marmorierter Schnitt!
    Das Auge liest mit. Eine längst vergessene Weisheit in den Verlagsstuben.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 25. Februar 2021 von in Nachrichten, Und, was lest ihr gerade so? und getaggt mit , , , .
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