von David Wonschewski
Und dann gibt es Bands und Songs, die einen total überfrachteten Ruf mit sich herumschleppen. Die Sex Pistols gehören definitiv dazu – und mit ihnen die heute vor 34 Jahren, am 26. November 1976 veröffentlichte Single “Anarchy In The UK”.
Dass die Sex Pistols nichts anderes als eine am Reißbrett eines Marketingstrategen entworfene Retortenband waren, das mag man mir nicht glauben, aber vielleicht John “Johnny Rotten” Lydon, der die grandiose Nachfolgeband P.I.L. auch deswegen gründete, weil er Lust auf ehrliche Musik hatte, möglichst weit weg vom Kommerzkram der Pistols. Passend dazu ist auch seine Haltung zu “Anarchy In The UK”.
Die Krawallnummer, die über ein England ohne Gesetz und Regierung räsoniert ist, so Lydon, letztlich nur ein Hirnfick für gelangweilte Mittelklassekids, ein typisches Luxusliedchen für privilegierte Weiße, denen es offenbar zu gut geht und die nicht erkennen wollen, dass gerade das geltende System – Demokratie – es ist, die ihnen dieses arschlose Rumgebolze überhaupt ermöglicht. Wirklich ehrlich an der Nummer war, so Lydon, nur das Gefühl Abschaum zu sein, seit Kindesbeinen als unzureichend wahrgenommen zu werden, immer abgelehnt, immer aussortiert, beleidigt. Die Energie, der Trotz den das Lied ausstrahlt, macht es wie ich denke zurecht zu einem Klassiker. Und die Band – ob nun Retorte oder nicht – zu einer Art popkulturellem Stichwortgeber, deren minimale Bedeutung eine nicht zu unterschätzende Wirkung entfaltete.
Und ja: P.I.L. wurden und sind die Band, auf die man sein Augenmerk verstärkter richten sollte.
Okay, ich stand ja wegen deiner 34 auch vor der Wahl: Soll ich mich generell 10 Jahre jünger fühlen? Aber ich bin keine Frau. Also zieht das Kompliment nicht. Würde ja auch bedeuten noch 10 Jahre länger arbeiten zu müssen. Ächz! Also kann das nur bedeuten, ich wär mit 26 noch so blöd gewesen, Punk sein zu wollen – und das wiederum ist peinlich, also doch lieber bei den richtigen Zahlen bleiben.
Der Song kam nach meiner Rechnung mir eh erst (frühestens) ende 77 vor die Lauscher. Mit 17.
Da muss ich dir entschieden widersprechen, ich habe nix unterschlagen. Sondern einfach strunzdämlich gerechnet (wenn man es denn überhaupt rechnen nennen kann). Ein Psychotherapeut hätte mir eventuell nch attestiert, das sich mich unbewusst selbst j+nger machen wollte, okay, das auch noch…aber unterschlagen…nie! Frechheit!;-)))
s waren nu übrigens 44 Jahre. Hast 10e unterschlagen.
Naja, dass Rockstars über ihr eigeens gestriges Verhalten spotten ist ja nun nicht neu. Vileleicht auch eine Art von PR. Machen ja sogar jungen, achso verzärtelte Popsirenen so. Nennen das Album dann nur nach dem Vornamen (“Kylie”, “Whitney”, “Britney”) und laberrababern, dass alles vorher immer nicht sie warne, sondern quasi gesungen werden musste, dass jetzt aber sei das ganz große Bekenntnis etc. Ich selbst finde die Sex Pistols – aus Sicht eines Menschen, der sie eben erst um 2005 hörte – wahnsinnig öde. Kann ir aber gut vorstellen, dass dass 1976 ne andere Wahrnehmungskiste war. PIL hingegen flashen mich bis heute, die ersten drei Alben liegen auf meinem “Schrein von Gott auf die Erde gesandter Musik”. Okay, kommt jetzt immer aufs Verhältnis zu Gott an, ob das nun eher gut oder eher schlecht ist…;-)
Einerseits in sich soooo schööön widersprüchlich ANAL-lysiert, andererseits hat er genau damit recht: Midfuck für middleclass kids… Ja stimmt schon, war aber auch sowas von überfällig im Phrasenbrei der Abizeit ein bissl Colkney accent zu trainieren! Andererseits stört mich schon immer, wenn Altstars plötzlich nichts mehr auf die Phase ihrer Bedeutungserlangung geben.
Erinnert sei an all die NDWler die NIIIIIEMALS NDW waren. Pah.
PIL die bessere Band? Nö. Beide Bands waren eigentlich LP-technisch beurteiilt Scheiße, mit ein paar Golddukaten im Brei, also gerademal Single-tauglich.