Na, wenn man derart skeptisch dreinblickt, warum hat man es dann überhaupt gekauft? Jaja, “never judge a book by its cover” und so. Fällt mir bei diesem Graham Green-Klassiker jedoch verdammt schwer. Ich mag keine (farblich) roten Bücher. Ich mag keine Bücher, deren Titel – “Das Herz aller Dinge” – nach einer Degeto-ARD Produktion mit Christine Neubauer und Christian Kohlund in den Hauptrollen klingt. Und dann das Foto, liebe Leute: Jetzt auch in Postergröße im Einrichtungshaus in Ihrer Nähe zu erwerben.
Egal, was kümmert es die dtv-Green-Eiche, wenn sich das Wonschewski-Nutztier daran reibt. Also die 80er Band ABC auf’s Ohr (das war jetzt ein Insider für lyricsversessene Popenthusiasten) und ran an meinen ersten Graham Green-Roman. Spielt 1942, geht – ich habe erst ein paar Seiten gelesen – um hohe englische Beamte, die in Westafrika das Sagen haben. Wow und da trieft einem ja auch gleich der koloniale Rassismus löffelweise entgegen. Cool. Also nicht Rassimus, klar. Aber wenn Autoren eben diesen so spiegeln wie er (vermutlich) war. Und Verlage das auch 2020 offensichtlich ungeschönt und inklusive all der fiesen, längst nicht mehr sagbaren Begriffe so herausbringen. Anstatt derlei Stellen mittels Überdeckfarbe zu überdecken. Früher nannte man diese Form der Zensur “schwärzen”, aber ich vernahm jüngst, unbewussten Rassismus erkenne man auch daran negative Tätigkeiten und Personen permanent sprachlich mit der Farbe Schwarz zu verlinken: Schwarzarbeit, Schwarzfahren, Schwarzbuch, Schwarzer Peter, Schwarzmalerei, Schwarzes Schaf der Familie etc. Ich optimiere mich aktuell dahingehend.
Halten wir fest: ein Green-Klassiker aus den 40er Jahren über britischen Kolonialismus wirkt wie aus der Zeit gefallen – könnte sich aber als wesentlich aktueller und griffiger erweisen als ich zu Beginn gedacht hätte. Sobald ich es durch habe – künde ich davon.