Wie sieht eigentlich jemand aus, der sich im fortgeschrittenen Alter von Mitte 40 endlich daran macht seinen ersten Eggers-Roman zu lesen? Nun ja, so wie auf dem Bild sieht man dann aus. Der typische “besser latent zu spät als offensichtlich nie-Gesichtsausdruck.
Jaja, “The Circle” ist so ein angebliches Eggers-Muss und Must der zeitgenössischen Literatur. Wurde mir auch vor einigen Jahren arg empfohlen, allerdings von einer Person, von der ich mir ungern Empfehlungen antragen lasse, von der ich – herrje, wenn es nunmal so ist! – allgemein wenig halte. Und wie das so geht: rumms war der arme Eggers, der nun wirklich überhaupt nichts dafür kann, als Autor in Gänze verbrannt. Wie gut, dass nur derjenige, der sich Fehler eingestehen kann auch eine Chance auf Besserung hat. Was das brandneue 2020er Werk “Die Parade” kann, erfahrt ihr bald qua Rezension. Aber ganz lustig: nach dem Alzheimer-Roman “Der Tunnel” von A.B. Yehoshua (Rezension: HIER) ist das schon mein zweites Buch, in dem die Protagonisten Straßenbauarbeiter sind. Was es nicht alles gibt.
Und ihr so?
Ich bin mir zwar nicht sicher was genau “pseudopostmodernromantisch” bedeutet – aber das Wort gefällt mir. Regt zum Träumen und inspiriertem Herumfantasieren an. Abgespeichert und in den eigenen Wortschatz übernommen!
Hm, ja, ich habe auch so zwei, drei Bücher, wo ich denke, dass die Zeit einfach nicht reif war. Bei Musik habe ich das ja oft erlebt, mit Pink Floyd oder Bowie konnte ich – obschon das genau mein Zeug hätte sein müssen – erst mit 40 was anfangen. Dylan habe ich dafür schon mit 16 gehört. Zu Hochzeiten von Grunde und Eurodance. Könnte auch mit Literatur klappen, aber irgendwie weigere ich mich derzeit noch Sachen doppelt zu lesen. Das Leben scheint mir zu kurz dafür…
Ich erhielt vor Jahren Eggers’ “Ein herzzerreissendes Werk von umwerfender Genialität: eine wahre Geschichte” als Weihnachtsgeschenk. Ein ziemlicher Schinken. Es las sich ganz gut an, von wegen tragischer Familiengeschichte, zu früher Tod der Eltern und Verantwortung für den Bruder. Aber mit der Zeit quälte ich mich zusehends nur noch bis ans Ende durch. Vielleicht wartete ich auf irgendeine pseudopostmodernromantische Liebesgeschichte, die aber niemals recht beginnen wollte. Das einzige, woran ich mich dunkel noch erinnere, ist, daß da mal ne Gruppe junger Leute nackt am Strand herumrannte, was recht ausgiebig beschrieben wurde. Vieilleicht ist der Grund meiner ausgebliebenen Begeisterung einfach darin zu suchen, daß ich damals schlichtweg nicht auch Mitte Vierzig war. Daher bin ich nun umso neugieriger auf die allfällige Rezension. Denn wer weiß, vielleicht nehm ich mir das Büchl dann nochmals vor …