Wann immer ich einen Lichtschalter betätige begegne ich jener tief in mir sitzenden Lebensarroganz. Einer menschlichen Selbstgefälligkeit, die mich die Existenz einer Gottheit negieren, das elektrische Werden von Licht jedoch als gegeben ansehen lässt. Und dann drücke ich auf dem Lichtschalter herum, mache an und mache aus, mache an und mache aus – bis sich ein jeder Handgriff, ein jeder Gedanke und auch ein jeder Glaube in eine logisch nachvollziehbare Lächerlichkeit fügt.Von tiefem Misstrauen erfüllt bewege ich mich durch von mir erhellte Räume.
Über die nervenzermürbende Lachhaftigkeit psychischer Schräglagen: Lesen Sie auch „Schwarzer Frost“, „Geliebter Schmerz“ und „Zerteiltes Leid“ – die bisher erschienen drei Bücher von David Wonschewski. Mehr Informationen dazu gibt es: HIER.
Zum Autor:
David Wonschewski, Jahrgang 1977, wuchs im Münsterland auf und ist seit 18 Jahren als Musikjournalist für Radio, Print & Online tätig. Als leitender Redakteur gestaltete er viele Jahre das Programm landesweiter Stationen, führte Interviews mit internationalen Künstlern, verfasste knapp 450 Rezensionen sowie PR-Texte für u.a. Reinhard Mey. Er ist Begründer (und nach aktuellem Stand auch Totengräber) des Liedermachermagazins „Ein Achtel Lorbeerblatt“ und saß von 2013 bis 2015 in der Jury der renommierten Liederbestenliste. Sein von der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft empfohlener Debütroman „Schwarzer Frost“ brachte ihm 2013 erste Vergleiche mit Autorengrößen wie David Foster Wallace, Bret Easton Ellis oder eben Thomas Bernhard ein. Der Nachfolger „Geliebter Schmerz“ erschien Anfang 2014, der Roman „Zerteiltes Leid“ wurde im Mai 2015 veröffentlicht.
„Wonschewski zieht alle Register der Vortragskunst bis hin zur schrillen Verzweiflung, die sich in drastischen Stimmlagen widerspiegelt. Ironie, Sarkasmus und Zynismus – der Autor versteht es vortrefflich, diese Stilmittel zu einem höchst amüsanten Cocktail zu mixen.“ (Rainer Nix, „Westfälische Nachrichten“, 10. Juni 2015).
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ja, so ging es mir auch und es rückte so manches innere Möbel an einen neuen Platz, der sich fremd, aber auch passend anfühlte. Seither räumt es in mir immer wieder mal um, bzw, erkenne ich bestimmte Bewegungen als Umräumen.
Da scheint mir was dran zu sein. Interessant – das Gefühl der Entfremdung also nicht nur so wie zB Erich Fromm es als von Außen durch zB. kapitalistisch motivierte Produktionsprozesse aufoktroyiertes Gefühl beschreibt, sondern auch von Innen. Da ist etwas in mir, dass mich verwirrt. Da es ein Eigenleben führt.
Spannend.
Kierkegaard spricht davon, dass Geist im Menschen wirkt und die Auswirkungen und das, was der Mensch davon spürt, so fremdartig scheinen, dass es eine Grundangst im Menschen erzeugt. Das beschreibt er so unfluffig, dass ich zugeben muss, ich habe nicht das ganze Buch gelesen. LG
Das waren jetzt meine Gedanken, die sich anlehnten an Kierkegaard und sich entzündeten an deinem Text, David. Alleine deshalb mag ich deinen blog bereits, weil er mich zum längsten wordpress kommentar ever anregte. danke dafür.
http://www.amazon.de/Begriff-Angst-S%C3%B6ren-Kierkegaard/dp/3150087929/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1438157252&sr=8-1&keywords=kierkegaard+angst
Vielen Dank für den Kommentar, Gabi! In welchem Werk von Kierkegaard findet sich das denn? Habe “Entweder – Oder” hier, gestehe aber dieses mächtige Werk nicht in Gänze gelesen zu haben. Im “Stadtneurotiker von Woody Allen (1977) zitiert er Groucho Marx, da gibt es das Ganze in “fluffig”: Ich möchte keinem Verein angehören, der Leute wie mich als Mitgleid aufnimmt.” Das geht in eine ähnliche Richtung. LG, David
Ergebnis eines inneren Konfliktes, den Kierkegaard in seinem Buch über die Angst beschreibt. Und wir spüren es ohne jede Beschreibung, ein Spannungsfeld, dass daraus entsteht, dass Geist, Gott in uns ist und Mensch in uns ist. Der Mensch erhellt seine Räume. Aber wer erhellt den Menschen? Wer erhellt den inneren Raum? Gott? Geist? Urlicht? Wir wissen nichts und alles, und wenn es einen Namen hätte, wäre der unaussprechbar. Der Gott der Kirchen und Religionen ist ein Hoax. Was bleibt?
Im Widerspruch zu leben leifert die Spannung, die es ermöglicht, dass überhaupt etwas ist, lebt, empfindet, fühlt, vielleicht gar zu denken wagt.
Sich von der allgemein eingprügelten (oder – pardon! eingevögelten) Vorstellung von Gottheit als menschen- oder tiergestaltige Personifikation von Nicht auf der Hand Liegendem zu emanzipieren, ist bei weitem KEIN Atheismus, eher fat gar im Gegenteil!