Heute vor 30 Jahren, am 6.August 1983, starb Klaus Nomi. Viele kennen diesen Namen nicht einmal mehr. Als Countertenor ging der als Klaus Sperber geborene Musiker 1973 nach New York, nachdem er im klassischen Bereich nicht Fuß fassen konnte in Deutschland. Er hatte zuvor als Platzanweiser an der Deutschen Oper in Berlin gearbeitet und eine Lehre zum Konditor abgeschlossen. Doch obwohl er seinerzeit einige Semester an einer Musikhochschule studierte und im stark von Homosexuellen frequentierten Kleist-Kasino in Berlin Arien sang, wurde er von keinem größeren Musikspielhaus engagiert.
Auch als er nach New York kam und sich im künstlerischen East Village herumtrieb war sein Können kaum gefragt. New Wave stand seinerzeit noch bevor und Nomi war selbst hier, in New Yorker homosexuellen Kreisen weiterhin das, was er schon in Deutschland gewesen war: Ein seltsamer Außenseiter, der nirgendshin passt.
Doch Nomi blieb zäh, trat in Kellern und auf Untergrundbühnen auf und wurde durch seine Seltsamkeit zu einer kleinen Attraktion. Die dann David Bowie schnell erkannte, selbst bekannt ein Chamäleon zu sein, zwischen den Geschlechtern zu wandeln und sich musikalisch keinen Conventionen zu unterwerfen. Der Rest ging dann schnell. Als singender Konditor wurde er in den USA bekannt, konnte er neben seinem androgynen, leicht extraterrestrischen Auftreten doch auch als backender Studiogast überzeugen, so dass die Fernsehsender ihn massenhaft buchten. Er bekam einen Plattenvertrag. New Wave kam auf und plötzlich schien alles möglich. Auch nach Deutschland durfte er zu Beginn der 80er Jahre einige Male zurückkehren, zu THomas Gottschalk und zu Alfred Biolek.
Sein Auftreten verband die Welten. Die Cineasten erkannten ihn aus “Metropolis” und sahen ihn in einer Linie auftreten mit dem Orchestralpop der Sparks und dem Stolz der Oper. Kunstvoll verband er Marlene Dietrich, Dada und Henry Purcell. Seine Kleidung folgte kubistischen Motiven, die seinerzeit nur noch in Peter Gabriel und eben David Bowie Vorgänger kannten.
Es gilt als sicher, dass der Stern des Klaus Nomi sich noch im Aufstieg befand als er als einer der ersten bekannten Menschen an AIDS verstarb. In den USA und in Frankreich ist sein Name bis heute weit bekannter als in seiner Heimat.
Und ich? Ja, natürlich ist das irre und kultiviert zugleich. Und doch zieht es mich an. Oder gerade deswegen. Weil da etwas über Grenzen geht. Weil es konsequent ist. Und weil es vielleicht sogar gestorben ist, an sich selbst.
Die Pet Shop Boys und ihre seltsame Kleidung zu Beginn der 90er Jahre? Marilyn Manson und seine zur Schau gestellte Unentschlossenheit Anfang des neuen Jahrtausends? Nun. Die Antwort ist deutsch.
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Klaus Nomi habe ich in den ’80ern, als ich zwischendurch als DJ gearbeitet habe, gerne aufgelegt. Mein Publikum fand das schräg, aber ich war dafür bekannt, daß man bei mir öfters exzentrische und außergewöhnliche Künstler und Bands zu hören bekam.
Auf dem Dancefloor kam sein “Total Eclipse” immer recht gut an.
Schön, daß man sich noch an ihn erinnert.
Klaus Nomi war für mich kein Begriff, bis ich anlässlich seines Todestages durch einen Bekannten darauf gestossen wurde. Erstaunlich eigentlich, dass er mit seinem Countertenor in der Klassik nicht Fuss fassen konnte. Aber vielleicht war er zu früh auf diesem Gebiet tätig. Heute, denke ich, hätte er auch in der Oper Erfolg. Denn was man da zum Teil als Countertenöre hört………
Cold song. Ein grandioses kleines Meisterwerk.
Wie schön, eine Erinnerung an den großen Klaus Nomi! Er hat mit seinem “Nomi Song” völlig neue Wege eröffnet, sowohl musikalisch als auch, was seine Performance anging.
Vielen Dank für diesen Blogbeitrag!
Oh. Danke! Moment – arbeite nochmal dran!
…aber funzt der Link nicht?