Mit Dank an Fabian Broicher/ http://www.alternativmusik.de
Eigentlich gilt die vorweihnachtliche Zeit ja auch immer als besinnlich, ruhig und gemäßigt. Man wird introvertierter, nachdenklicher und dreht dementsprechend den Lautstärkeregler an der heimischen Musikanlage nicht mehr ganz so hoch. Wer damit jedoch wenig anfangen kann, der ist mit Veröffentlichungen wie dem zweiten Album der österreichischen Band Devastating Enemy bestens bedient. Auf Pictures And Delusions verfolgen die vier Musiker den Melodic Death Metal zielstrebig weiter, den sie bereits seit Beginn ihrer noch jungen Karriere spielen und der sie klanglich in die Nähe von Genregrößen wie In Flames, Children Of Bodom oder Arch Enemy rücken lässt.
Wilde Doppelschläge rütteln einen direkt zu Beginn, nach einem kurzen Keyboardintro, durch und schicken die Hörgewohnheiten erstmal über den Jordan. Doch leider verwandelt sich At The Edge sehr schnell zu einem herkömmlichen Metalsong, mit Gekreische und Gebrülle und kaum interessanten Breaks. Auch Melodien, die die Platte ja eigentlich auszeichnen sollte, sind zunächst rar gesät, besteht I Conspire With Life ebenfalls aus Riffs, die, neudeutsch gesagt, in den Hintern treten. Das ist ordentlich komponiert, gespielt und produziert, leider jedoch absolut unspektakulär.
Erst Confuse The Light attestiere ich so etwas wie einen Melodiebogen, wobei leider deutlich wird, wie schwer sich Sänger Daniel Fellner mit klarem Gesang tut. Während seine Growls hervorragend und ausdrucksstark klingen, bleibt seine Singstimme unspektakulär und ohne Wiedererkennungsmerkmal. Wenn diese dann noch simple und uninteressante Linien zum Besten gibt, mangelt es Pictures And Delusions leider an einer ganz entscheidenden Komponente, einem Gegensatz zu den stellenweise wirklich gelungenen Death Metal-Riffs.
Immer wieder gibt es Passagen, die beweisen, dass Devastating Enemy auch anders können. Fail To Resist, einer der wenigen rundum gelungenen Songs, schafft es, eine stringente Stimmung zu erzeugen und von vorne bis hinten zu überzeugen. Auf dem Track gehen auch endlich die Melodien mal ins Ohr und wirken nicht wie ein auf Biegen und Brechen hinzugefügter Teil, dem es an Ideen mangelt.
Ebenfalls positiv ins Gewicht fallen die stellenweise eingesetzten Keyboardsounds, die jedoch mit zunehmendem Verlauf des Albums wegfallen. So besitzt Your Void, vorletzter Song des Albums, nur noch die herkömmliche Metalinstrumentation, und obendrein ein Gitarrensolo, für das Hair Metal-Größen wie Bon Jovi oder Van Halen sich nicht zu schämen bräuchten. Hervorragend gespielt, wie gesagt, jedoch vermag der Funke nicht hinüber zu springen.
Ein wenig Licht und ein wenig mehr Schatten auf Pictures And Delusions, also. Trotzdem bin ich überzeugt, dass Genrefans aufgrund der hohen Spielstärke und den tollen, manchmal etwas verqueren Meshuggah-artigen Riffs ihre Freude an dem Werk haben.