David Wonschewski | Schriftsteller

Kulturjournalist – Romancier – bipolarer Bedenkenträger

Konzertbericht: The Pogues, Stadtpark Hamburg, 08.08.2012

Text und Bild: Marius Meyer / http://www.alternativmusik.de

Dass die Pogues ein inzwischen etwas gediegeneres Publikum anziehen, war nicht nur drinnen, sondern auch draußen zu sehen – wo sonst vor der Open Air-Bühne im Stadtpark mit Büchsenbier auf Decken gesessen wird, saßen diesmal jene, die sich bereits einen gewissen Lebensstandard gesichert haben, auf Camping-Stühlen auf üppig gedeckten Tischen mit Rotwein-Gläsern, Käseraspel usw. Also Menschen, die eigentlich auch die 40 Euro Abendkassenpreis noch spontan hätten berappen können. Aber sei es wie es sei: Auch im Stadtpark war es gut gefüllt und viele waren da, um die Band um Shane MacGowan zu sehen.

Gut gefüllt ist dabei eine Aussage, die zu Pogues-Konzerten gehört wie der Schaum zum Bier (das wiederum ebenfalls zum Pogues-Konzert gehört). Die Frage ist stets: Wie gut gefüllt ist Shane MacGowan? Die Antwort gegen 20:15 Uhr: ziemlich gut! Schlurft auf die Bühne, lallt allen einen schönen Abend entgegen, aber singt eben dabei auch so, wie viele es nicht nüchtern könnten. Was bei anderen Bands zum Skandal gemacht würde, wird bei Shane MacGowan erfreut zur Kenntnis gekommen – viele erheiterte Blicke wandern da durchs Publikum, manch ein Fan tut es ihm gleich, jedoch ohne Gewohnheit dahinter. So sieht man mehr als nur einen Sanitäter-Einsatz wegen akuter Trunkenheit.

Mitten in diesem Geschehen ist im grünen Rund aber auch ein wirklich gutes Konzert zu sehen. Während MacGowan sich am Mikroständer festhält, singt er tonsicher Stücke wie Streams Of Whiskey, Irish Rover und wie sie alle heißen, später natürlich auch Dirty Old Town, glückselig mitgesungen und tonsicher vorgetragen, wie man es sich in den Zwischenansagen des Sängers kaum hätte vorstellen können. Aber die Musik ist eben auch sein Leben! Und das zeigt er hier durch und durch, obgleich er während der Show drei Male hinter der Bühne verschwindet – ob nun zum Ausruhen oder zum Nachtanken, man weiß es nicht. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch.

Dass um 21:15 Uhr Schluss sein sollte, wurde dementsprechend auch nicht akzeptiert, sodass es weitere 25 Minuten Zugabe gab, bevor ein gelungener Abend sein Ende fand. Die einzig bange Frage, die man sich hinterher stellt ist: Wie lange wird das noch gut gehen mit Shane MacGowan und seinen Problemen, die er stets wieder offen zur Schau stellt? Auch, wenn man es sowieso sollte, ist dies noch ein weiterer Grund, warum man sich The Pogues anschauen sollte, wann immer man die Gelegenheit hat. Von der hohen Qualität der Musik natürlich ganz abgesehen!

Homepage: www.pogues.com

Facebook: www.facebook.com/Poguetry

 

Text und Bild: Marius Meyer

2 Kommentare zu “Konzertbericht: The Pogues, Stadtpark Hamburg, 08.08.2012

  1. davidwonschewski
    9. August 2012

    Naja, weiß man ja nie so genau bei den Pogues. Ich meine man brauht bei dem Frontmann ja immer diverse Schnaps, um den auch verstehen zu können. Der Vorteil: man hat den Abend seines Lebens. Der Nachteil: Man erinnert sich nicht die Bohne dran…;-)

  2. fire walk with me
    9. August 2012

    Oh, ich bin neidisch. Habe die Pogues noch nie live gesehen. ):

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 9. August 2012 von in Journalist und getaggt mit , , , , , , , , , , , , .
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